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Studienfahrt für Lehrer aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich
nach Breslau vom 15.10.-20.10.2023

15.10.2023 – Ankunft in Breslau/Wrocław

Mit acht Kollegen aus der SBBS Gesundheit, Soziales und Sozialpädagogik Gera und Jena sind wir am 15.10.2023 mit dem Flixbus ab Leipzig gegen 19:00 Uhr in Breslau angekommen. Hier konnten wir uns schon gut kennenlernen und als Team zusammenfinden. Der kollegiale Austausch stand dabei im Vordergrund.
Ziel der Reise im Erasmus-Programm war es, neben Land und Leuten, auch die Strukturen der Pflegeausbildung und Institutionen des Gesundheitswesens kennenzulernen. Wir sind am Tag der Parlamentswahlen, die im Nachhinein betrachtet auch eine starke Orientierung des Landes in Richtung Europa zum Ergebnis hatte, nach Polen gereist – die Stimmung war teilweise zu spüren.

16.10.2023 – Stadtführung und Besuch der Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät

Da Breslau/Wrocław neben ca. 600.000 Einwohnern, 120.000 Studenten und geschätzten 250.000 Ukrainern auch 1.000 Zwerge beherbergt, welchen wir auf unseren Wegen durch die Stadt immer wieder begegneten. Sie sind aus der Zeit der Solidarnosc-Bewegung hervorgegangen und haben sich als kleine Wahrzeichen der Stadt gemausert, die aber durchaus auch zu Werbezwecken eingesetzt werden. Am Nachmittag besuchten wir die Fakultät der Gesundheitswissenschaften in der medizinischen Universität von Breslau wo uns Vertreter*innen der Fakultät empfangen haben. Uns interessierten dabei vor allem der Vergleich zum deutschen Ausbildungssystem. Wichtige Erkenntnisse waren unter anderem, dass die Berufsausbildung in der Pflege seit dem Jahr 2000 ausschließlich universitär stattfindet. Berufsschulen wurden geschlossen. Auf Bachelorniveau werden die Studierenden über 3 Jahre zu 50% theoretisch und 50% praktisch (Skillslab und Pflegekabinett) auf die zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Einsatz der Pflegenden erfolgt als Advanced Nurse Practisioner (ANP/erweiterte Kompetenzen). Eine Spezialisierung kann nach zweijähriger Berufserfahrung im Masterniveau erfolgen.

Folgende Studienrichtungen sind möglich: Allgemeine Pflege, Hebammenwesen, Public Health, Physiotherapie und Rettungswesen. Die Aufgaben- und Verantwortungsbereiche umfassen neben Adminstration, Forschung und Lehre auch im klinischen Bereich das Verordnen von Medikamenten und kleineren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Medizinische Assistenzberufe sind in Polen nicht geregelt. Die Mitarbeiter in Praxen haben eher einen Verwaltungsberuf gelernt und die Eignung zum Beruf wird vom Arzt beschrieben und eingefordert.

17.10.2023 – Kennenlernen des „dritten Lernortes“ und Besuch der Jahrhunderthalle

Die Universität in Breslau verfügt über ein sehr gut ausgestattetes Skillslab mit verschiedenen Räumen. Es sind Räume für verschiedene Altersgruppen vom Neugeborenen bis hin zum Erwachsenen. Es kann die Grundpflege simuliert werden, Geburten können durchgespielt werden und es können Notfälle trainiert werden. Unterstützt wird das ganze durch digitale Technik. Es gibt jeweils Überwachungsräume, von denen aus verschiedenste Szenarien, auf die die Studierenden reagieren müssen, eingestellt werden können. Zudem werden in jedem Studienmodul entsprechende Prüfungen im OSCE-Format (Objective Structured Clinical Evaluation) abgelegt. Am Nachmittag haben wir die Jahrhunderthalle (S. 1, oben), den größten Betonbau Europas- Seit 2006 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie kann bis zu 20.000 Besucher beherbergen und wird für verschiedenste Sport- und Kulturveranstaltungen sowie für Messen genutzt.

18.10.2023 – Besuch des Universitätsklinikums und Leopoldina

Wir wurden im Uniklinikum der Stadt Breslau (Uniwersyteckiego Szpitala Klinicznego im Jana Mikulicza-Radeckiego we Wrocławiu), ein Klinikum der Maximalversorgung, willkommen geheißen. Hier gab es eine Gesprächsrunde mit Vertreter*innen der Klinik aus dem Pflegemanagement, dem Qualitätsmanagement, Krankenhausleitung und Bereichsleitungen. Anschließend haben wir eine ausführliche Führung durch den OP-Trakt des Krankenhauses bekommen. Hier wurden uns verschiedene Spezialisierungsmöglichkeiten am Beispiel des operativen Bereiches. Je nach Fähigkeiten und Fertigkeiten dauert der praktische Anteil der Spezialisierung im OP-Bereich zwischen einem halben und zwei Jahren. Die Studierenden durchlaufen alle der 20 vorhandenen OP-Säle, bspw. in den Bereichen der Urologie, Gynäkologie, Pädiatrie, Neurologie, Viszeralchirurgie, Orthopädie und Transplantationsmedizin. Der Bereich ist auf dem neusten Stand der Technik. Am Nachmittag konnten wir die historischen Räume der Aula Leopoldina besichtigen. Sie ist ein Prunkstück der Breslauer Universität und birgt eine große Gemäldesammlung. Auf einer Besucherplattform haben wir die ganze Stadt überblicken können.

19.10.2023 – Erneuter Besuch des Universitätsklinikums und Museum of Illusions Wrocław

Wir hatten nochmals Austausch mit dem Koordinator der Praktischen Ausbildung und Koordinator im Erasmusprogramm, der auch Verantwortlicher für Öffentlichkeitsarbeit der Universität ist. Wir haben unser beiderseitiges Interesse bekundet, den Austausch zwischen Polen und Deutschland auszubauen. Danach haben wir als Gruppe eine Ausstellung besucht, die das Thema visuelle Wahrnehmung und Verzerrungseffekte thematisiert. Hier konnten wir uns einige Anregungen für den Unterricht holen und auch selbst Dinge ausprobieren.

 

20.10.2023 – Rückfahrt nach Deutschland und Fazit

Wir haben vier intensive Tage fachlichen Austausches hinter uns. Dabei hat uns Paweł Piątkowski von „Europa direkt” mit seiner entspannten Art sehr gut unterstützt. Er hat in beide Richtungen übersetzt, sodass wir die Möglichkeit hatten, unsere Fragen zu stellen und auch Wortbeiträge der Gesprächspartner zu verstehen. Darüber hinaus war genügend Zeit zwischen den Programmpunkten durchzuatmen und die Inhalte zu vertiefen. Diese Zeiten konnten auch für den kollegialen Austausch über Schul- und Unterrichtsthemen genutzt werden. Wir haben uns als Team so gut gefunden, dass wir uns zu Mahlzeiten und auch zu selbstgewählten Programminhalten wie Leopoldina oder Museum of Illusions gemeinsam getroffen haben. Wir sind dankbar für diese Möglichkeit.

 

Autor/Fotos: Jens-Uwe Knorr in Zusammenarbeit mit Jana Donner, Anja Wiechmann und Katharina Goetjes | Lehrer*innen der Staatlichen berufsbildend

Unser ausführliche Reisebericht als pdf